Kopfschmerzen und Bildgebung: Ja oder Nein?
E. Taub / Februar 2013
Obschon die meisten Kopfschmerzen zwar gutartig sind, ist Kopfweh gelegentlich das Hauptsymptom einer behandlungsbedürftigen Läsion im Gehirn.
Akute Kopfschmerzen
Beklagt sich der Patient über ein plötzliches Auftreten der „schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens“, mit oder ohne Nackensteifigkeit, einen epileptischen Anfall, oder sonstige neurologische Begleiterscheinungen, sollte er dringend auf die Notfallstation eines Spitals gebracht werden und dort mittels Schädel-Computer-Tomographie untersucht werden, um eine allfällige subarachnoidale oder intraparenchymatöse Hirnblutung aufzufinden.
Subakute Kopfschmerzen
Leidet der Patient an neu aufgetretenen, über mehrere Wochen sich verschlechternden Kopfschmerzen erfolgt eine ambulante bildgebende Untersuchung, vorzugsweise mit Kernspintomographie (MRI). Die Kopfschmerzen sind eventuell auf eine gut- oder bösartige intrakranielle Raumforderung zurückzuführen, welche entweder direkt oder durch einen sekundären Hydrocephalus den Hirndruck erhöht. Subakute Kopfschmerzen bei einem älteren Patienten erwecken den Verdacht auf ein chronisches Subduralhämatom. Diese Diagnose wird noch wahrscheinlicher, falls in den Wochen zuvor auch nur leichtes Schädel-Hirn-Trauma erlitten wurde und/oder der Patient Aspirin oder orale Antikoagulanzien einnimmt.
Kann die Art der Kopfschmerzen eindeutig einer bestimmten Form zugeteilt werden wie z. B. Kopfschmerzen vom Spannungstyp, Migräne, usw., so ist in der Regel eine Bildgebung des Hirns nicht dringend indiziert, es sei denn, es bestehen Zweifel an der Diagnose oder die Kopfschmerzen sind qualitativ anders als zuvor. Andererseits ist eine Bildgebung indiziert bei jedem Patienten mit neuartigen, diagnostisch schwierig einzuordnenden Kopfschmerzen. Bei einem unauffälligen Neurostatus ist die Wahrscheinlichkeit eines positiven Befundes zwar gering, aber die Bilduntersuchung vermindert das Risiko, dass eine behandelbare Läsion sonst undiagnostiziert bleiben könnte.
Chronische Kopfschmerzen
Einige Experten vertreten die Meinung, dass auch Patienten, die unter gut einzuordnenden, einem der klassichen Kopfwehsyndromen entsprechenden Kopfschmerzen einmal eine cerebrale Bildgebung haben sollten, vorzugsweise mit MRI. In seltenen Fällen können Hirnläsionen die Symptome der klassischen Kopfwehsyndrome vortäuschen.