Kopfschmerzbehandlungen ohne Einsatz von Medikamenten: Psychotherapie

Psychische Belastungen und Stress erschweren die Kopfschmerztherapie

Gelegentliche Kopfschmerzen lassen sich meist gut mit Medikamenten und / oder durch Veränderungen des Verhaltens behandeln. Wenn allerdings Stress oder andere psychische Belastungen dazukommen, kann dies den Schmerz verstärken oder die Behandlung erschweren. Dadurch steigt das Risiko, dass Betroffene zu viel Schmerzmittel einnehmen, und die Kopfschmerzen nicht mehr nur gelegentlich, sondern sehr häufig auftreten, also chronisch werden. 

Darum ist es wichtig, dass bereits bei der Diagnosestellung und dann auch während der Behandlung auf Dinge geachtet wird, die zu Stress führen können: 
 

  • berufliche und familiäre Schwierigkeiten
  • ungelöste persönliche Konflikte
  • Depressionen, Angststörungen
  • Schlafstörungen oder Suchterkrankungen
  • Schwierigkeiten, die eigene Belastbarkeitsgrenze zu erkennen
  • Vermeidung von Aktivitäten mit anderen Menschen
  • ungeklärtes laufendes Rentenverfahren 

Psychische Begleiterkrankungen erkennen

Menschen mit Kopfschmerzen haben zwei- bis dreimal häufiger psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen als Menschen, die nicht unter Kopfschmerzen leiden. Es ist daher unerlässlich, diese Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Nur so kann eine Kopfschmerztherapie erfolgreich sein. Fragebögen können helfen, mögliche Auslöser zu erfassen. Bei Verdacht auf psychische Begleiterkrankungen sollte eine Fachperson aufgesucht werden, die sich sowohl mit psychischen Erkrankungen als auch mit Schmerztherapien auskennt, also bspw. ein/e Psychotherapeut/in oder ein/e Psychiater/in). 

Schmerzpsychotherapie

Mit der sogenannten Schmerzpsychotherapie hat man bereits viele gute Erfahrungen gemacht. Die Patient/innen lernen dabei verschiedene Techniken und Strategien, die ihnen helfen können. Die Therapie umfasst u.a. folgende Punkte: 

  • Verbesserung der Körperwahrnehmung und der Fähigkeit, sich zu entspannen
  • Strategien, um besser mit Stress und Konflikten umgehen zu können
  • Behandlung der psychischen Probleme wie Depressionen oder Angststörungen

Ziele der Schmerzpsychotherapie

  • verhindern, dass die Kopfschmerzen stärker werden und häufiger auftreten
  • Kopfschmerzen wieder auf ein erträgliches Ausmass reduzieren und die Lebensqualität zu erhöhen

In manchen Fällen ist es nötig, die Schmerzen in einer Klinik behandeln zu lassen, die auf Schmerztherapien spezialisiert ist. In diesen Kliniken werden von Ärzten, Psychologen und anderen Therapeuten unterschiedliche Behandlungsmethoden kombiniert und aufeinander abgestimmt. Besonders wichtig bei dieser ganzheitlichen Behandlung ist die Schmerzpsychotherapie. Diese ist besonders wirksam, was wissenschaftliche Studien mehrfach gezeigt haben. 
 

Literatur

  • Albers L et al (2014) Potentiell vermeidbare Risikofaktoren für primäre Kopfschmerzen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 57(8)
  • Burch RC et al. (2019). Migraine: Epidemiology, Burden, and Comorbidity. Neurologic Clinics 37(4)
  • Buse et al. (2013). Psychiatric comorbidities of episodic and chronic migraine. J Neurology 260(8)
  • Lampl C et al. (2016) Headache, depression and anxiety: associations in the Eurolight project. J Headache Pain 17:59
  • Penzien DB et al. (2015) Well-Established and Empirically Supported Behavioral Treatments for Migraine. Current pain and headache reports 19(7):34.
  • Saunders et al. (2008). Impact of comorbidity on headache-related disability. Neurology 70(7)
  • Steiner T et al.  (2014) The impact of headache in Europe: principal results of the Eurolight project. J Headache Pain 15:31