Begleiterkrankungen (Komorbiditäten)

Migräne ist eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt. Ungefähr 20 % der Frauen und 5-10 % der Männer haben eine Veranlagung zu Migräneattacken. 

Entsprechend häufig findet sich Migräne auch als Begleiterkrankung bei anderen Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck, Epilepsie, Diabetes etc. Wenn man etwas genauer hinschaut, fällt auf, dass Migräne überzufällig häufig mit einer ganzen Reihe an anderen Erkrankungen auftritt. 

Das deutet darauf hin, dass die Veranlagung zu der einen Erkrankung auch bedeutet, dass man eine Veranlagung zu der anderen Erkrankung hat.  Das soll im Folgenden etwas genauer beschrieben werden.


Schlaganfall

Eine der wahrscheinlich wichtigsten sogenannten Komorbiditäten von Migräne ist der Schlaganfall. Grosse Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Migräne ein kleines bisschen häufiger Schlaganfälle bekommen, als Menschen ohne Migräne. 

Die Risikoerhöhung insgesamt ist aber sehr klein. Eine besonders wichtige Erkenntnis ist es, dass junge Frauen (unter 45 Jahren), die unter Migräne mit Aura leiden, ein leicht erhöhtes Schlaganfallrisiko haben. Deshalb ist es bei ihnen besonders wichtig, auf die behandelbaren anderen Schlaganfallrisiken zu achten. 

Beispielsweise sollten bestimmte Hormone zur Verhütung nicht angewendet werden (sogenannte östrogenhaltige Pille). Auch ein gut eingestellter Blutdruck ist entscheidend, ebenso wie regelmässige Kontrollen der Blutfette und des Blutzuckers. Ausserdem ist es unbedingt zu empfehlen, auf das Rauchen zu verzichten. 

Bei Männern und Frauen über 45 Jahren ist das Schlaganfallrisiko nicht unbedingt erhöht, wenn man unter Migräne (mit und ohne Aura) leidet. In diesen Fällen stehen in der Regel die anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Zucker, erhöhte Blutfette und Rauchen im Vordergrund.

Dunkler Raum in Schwarz-Grautönen, Person sitzt auf Hocker in gebeugter Haltung vor leerer Kinoleinwand, Darstellung von Begleiterkrankungen wie Depression und Angststörungen bei Migräne

Depressionen und Angsterkrankungen

Weitere wichtige Begleiterkrankungen sind Depressionen und Angsterkrankungen. Hier gibt es einen Zusammenhang, der in beide Richtungen geht. Wer unter Migräne leidet, hat ein erhöhtes Risko, auch eine Angststörung oder Depression zu entwickeln -  umgekehrt können Ängste oder Depressionen wiederum die Migräne verschlechtern. 

Es ist klar, dass häufige Kopfschmerzen auch die Stimmung beeinträchtigen können und dass plötzlich auftretende Migräneattacken auch die Angst vor weiteren erhöhen können. Deshalb ist es wichtig, dass sowohl Angst als auch Depression rechtzeitig erkannt werden, denn sie lassen sich in der Regel gut behandeln, z. B. mit Psychotherapie und/oder Medikamenten. 

Aus diesem Grund wird in den Kopfschmerzsprechstunden gezielt auch nach Angst und Depressionen gefragt.


Schwindelanfälle

Menschen mit Migräne haben oft auch Schwindelanfälle. Diese können im Rahmen der Migräneattacke auftreten. Man spricht dann von einer sogenannten vestibulären Migräne. 

Der Schwindel ist also Teil der Kopfschmerzattacke und die Behandlung steht im Zusammenhang mit der Migränetherapie selbst. 

Wichtig ist, dass die vestibuläre Migräne erkannt und andere Ursachen für die Schwindelattacken ausgeschlossen werden (z. B. gutartiger Lagerungsschwindel), da diese teilweise anders behandelt werden.

Weitere Erkrankungen

Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Erkrankungen, die bei Menschen mit Migräne häufiger auftreten. Dazu gehören beispielsweise Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom, Endometriose, Visual Snow Syndrom. 

Ähnlich wie bei Angststörungen und Depressionen können sich auch hier die Krankheitsbilder gegenseitig negativ beeinflussen. 

Vor allem aber leidet die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten besonders stark, wenn mehrere dieser Beschwerden gleichzeitig auftreten. Darum ist es wichtig, Begleiterkrankungen sorgfältig zu erfassen und in den individuellen Behandlungsplan einzubauen.

Zusammengefasst:

Migräne - insbesondere Migräne mit Aura – tritt häufig mit anderen Erkrankungen auf. Um die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern, sollten sowohl die Migräne als auch die anderen Erkrankungen identifiziert und entsprechend gezielt behandelt werden.